Anti-Kohle-Initiativen schwächen Versorgungssicherheit und Außenpolitik

PRESSEMITTEILUNG 6/2014 

Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen wird unterschätzt / Energiemix hat sich bewährt

Köln (21.10.2014) – Die Anti-Kohlen-Kampagnen von Umweltverbänden, Gasimporteuren sowie Teilen der Bundesregierung und ihr Eintreten für einen stärkeren Erdgaseinsatz führen Deutschland mit hohem Tempo in eine strategische Abhängigkeit von Energieimporten. Im Zuge einer weiter eskalierenden Ukraine-Krise kann Russland seine Gasexporte einschränken und damit der EU oder Deutschland schweren ökonomischen und politischen Schaden zufügen, befürchtet der Deutsche Braunkohlen-Industrie-Verein (DEBRIV) in einem aktuellen Hintergrundpapier zu den geopolitischen Risiken der Energie- und Rohstoffversorgung. Russland würde dabei seine strategische Handlungsfähigkeit voraussichtlich nicht verlieren.

Unter Einbeziehung der Konflikte im Nahen und Mittleren Osten sowie in Nordafrika, so der DEBRIV, ist festzustellen, dass die geopolitischen Risiken der Europäischen Energie- und Rohstoffversorgung in den zurückliegenden Monaten massiv angestiegen sind. Die anhaltenden Initiativen gegen den Einsatz von Kohle in Deutschland, so der DEBRIV weiter, sind weder geeignet, die Risiken der Energieversorgung zu senken noch die Außenpolitik Deutschlands und der EU zu stärken.

Bei der Bewertung des Ukraine-Konflikts steht Erdgas im Vordergrund, weil die Ukraine und Europa existenziell auf russische Gaslieferungen angewiesen sind. Beruhigend wird auf gegenseitige Abhängigkeiten verwiesen. Übersehen wird nach Ansicht des DEBRIV, dass Russland den Energieträger Erdgas sehr leicht als politische Waffe einsetzen kann, weil die strategische Bedeutung der Erdölexporte für das Land wesentlich größer ist, ohne dass dies in der wirtschafts- und sicherheitspolitischen Diskussion angemessen wahrgenommen wird.

Wertmäßig lagen die Ölexporte der Russischen Föderation mit rund 280 Mrd. Dollar im Jahr 2013 etwa fünfmal so hoch wie die Erdgaslieferungen. Hinzu kommen weitere Rohstoffexporte wie Kohle, Nickel oder Aluminium. Die Russische Föderation zählt weltweit zu den größten Ölexporteuren. In den vergangenen Jahren wurden stets hohe Leistungsbilanzüber- schüsse ausgewiesen (2005 bis 2012 rund 600 Mrd. US-Dollar).

Im vergangenen Jahr exportierte Russland rund 378 Mio. t Öl. Die gesamte Ölförderung der Staaten der ehemaligen Sowjetunion lag mit 480 Mio. t sogar deutlich über der von Saudi Arabien in Höhe von 407 Mio. t. Die Staatengruppe der ehemaligen Sowjetunion ist gleichzeitig ein sehr großer Gasproduzent. Im Gegensatz zur Ölproduktion wird der Großteil des geförderten Erdgases aber in den Staaten selbst verbraucht und nur der geringere Teil fließt in den Export.

Die nach den Ölkrisen des vergangenen Jahrhunderts für den deutschen und europäischen Strommarkt formulierte Strategie, in diesem essenziellen Sektor auf teure und unsichere Importenergien zu verzichten, ist aktueller denn je, schreibt der DEBRIV. Kohlen, die Kernenergie sowie in zunehmendem Maße erneuerbare Energien können die geopolitischen und preislichen Risiken zumindest in der Stromversorgung wirksam minimieren und zugleich das außenpolitische Profil Westeuropas stärken.

Die aktuelle Debatte über die Versorgungssicherheit der Stromversorgung wird von einer aggressiven Anti-Kohle-Kampagne einiger Umweltverbände begleitet, kritisiert der DEBRIV. Parallel zu dem beschlossenen, aber noch nicht vollzogenen Kernenergieausstieg soll jetzt ein schneller Kohlenausstieg erfolgen. Dabei wird vordergründig ein verstärkter Gaseinsatz unterstützt. Dieses in schwarzweiß gezeichnete Bild verstellt den Blick auf die realen Risiken, gangbare Optionen und die Notwendigkeit, die Stromversorgung wirtschaftlich zu gestalten. Die Vorschläge schaden darüber hinaus dem Industriestandort Deutschland und hätten in den Braunkohlenrevieren gravierende negative Auswirkungen. Die Anti-Kohle-Kampagne ist klimapolitisch unsinnig, weil ein vermehrter Gaseinsatz im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems die CO₂-Emissionen nicht vermindert.

Braunkohle und Erneuerbare dämpfen deutsche Energieabhängigkeit

PRESSEMITTEILUNG 5/2014 

Importrisiken neu bewerten / Mehr Strom aus Gas erhöht Preise und schadet dem Klima

Köln (05.09.2014) – Trotz leicht sinkender Förderung wird die Braunkohle auch 2014 zusammen mit den erneuerbaren Energien den größten Teil der inländischen Energiegewinnung ausmachen. Nach Schätzungen des Deutschen Braunkohlen-Industrie-Vereins (DEBRIV) entfallen auf beide Energieformen jeweils etwa 40 Prozent der inländischen Gewinnung. Deutschland kann insgesamt etwa 30 Prozent seines Energiebedarfs aus eigenen Quellen decken, die Abhängigkeit von Energieimporten lag im vergangenen Jahr bei exakt 71 Prozent.

Ohne heimische Braunkohle würde die Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten auf deutlich über 80 Prozent steigen, erklärte der DEBRIV. Ein Verzicht auf die derzeit wichtigste heimische Energieressource hätte fatale Folgen für die Preis- und Versorgungssicherheit. Die Risiken haben sich nach Ansicht des DEBRIV im Zuge der Ukraine-Russland-Krise bereits deutlich verschärft. Russland ist gegenwärtig nicht nur bei Erdgas, sondern auch bei Mineralöl und Steinkohle der wichtigste Lieferant für Deutschland. Erdgasspeicher, soweit sie noch nicht in russischem Eigentum sind, und andere Lieferquellen können zwar die Versorgungsrisiken dämpfen, nicht aber das Preisrisiko.

Die aktuellen geopolitischen Risiken der Energieversorgung sind insbesondere nicht geeignet, Forderungen nach mehr Erdgas in der Stromerzeugung und einer Verdrängung der Braunkohle zu erheben. Bei einer höheren Stromerzeugung aus Gaskraftwerken würden die gegenüber Kohlen-Anlagen deutlich höheren Brennstoffkosten die inländischen Strompreise massiv nach oben treiben und Haushalte sowie Industrie schmerzhaft belasten.

Auch für den Klimaschutz hat eine Verdrängung von Kohle im Stromsektor keine positiven Konsequenzen. Alle Kraftwerke in der EU unterliegen ab einer bestimmten Größe dem europäischen Emissionshandelssystem. Das System legt nicht nur verbindliche Obergrenzen fest, die CO₂-Emissionen aus Kraftwerken und Industrieanlagen werden zudem jährlich abgesenkt, um die gesetzlich festgeschriebenen Klimaziele zu erreichen. Die bei der Förderung von Erdgas außerhalb der EU sowie beim Transport freigesetzten Klimagase unterliegen hingegen keiner Beschränkung. Mit höheren Erdgasimporten würde damit auch die Freisetzung von klimaschädlichen Gasen ansteigen, während der Treibhausgasausstoß von Kohlenkraftwerken, die aus heimischen Ressourcen versorgt werden, streng limitiert ist.

Mit der Förderung und dem Einsatz von Braunkohle sind zudem wichtige volkswirtschaftliche Vorteile verbunden. Gewinnung und Verstromung von Braunkohle erfolgt ohne staatliche Beihilfen. Braunkohle sichert direkt etwa 20.000 und indirekt etwa 60.000 Arbeitsplätze. Insbesondere in den ost- und mitteldeutschen Revieren ist die Braunkohlenindustrie ein zentraler Beschäftigungs- und Wertschöpfungsfaktor. In allen Revieren steht die Bevölkerung dem Energieträger und seiner Zukunft bemerkenswert positiv gegenüber. Für notwendige neue Abbaufelder in der Lausitz gibt es in Politik und Gesellschaft eine deutliche Zustimmung.

Matthias Hartung zum neuen Vorstandsvorsitzenden des DEBRIV gewählt

PRESSEMITTEILUNG 3/2014 

Leipzig (22.05.2014) – Dipl.-Ing. Matthias Hartung, Vorstandsvorsitzender der RWE Generation SE und RWE Power AG, ist auf dem diesjährigen Braunkohlentag in Leipzig zum neuen Vorsitzenden des Vorstands des Deutschen Braunkohlen-Industrie-Vereins (DEBRIV) gewählt worden. Er tritt die Nachfolge von Dr.-Ing. Johannes Lambertz an, der das Amt seit 2010 innehatte. Hartung war bereits zwischen 2006 und 2010 DEBRIV-Vorsitzender. Der DEBRIV dankte Lambertz für seine Arbeit. Er habe die Braunkohlenindustrie durch eine Zeit geführt, in der für die Braunkohle wichtige Entscheidungen anstanden.

Der neue DEBRIV-Vorsitzende wurde 1956 in Aschersleben/Sachen-Anhalt geboren und studierte von 1975 bis 1981 in Aachen Bergbau Hartung arbeitete zunächst als Betriebsingenieur in den Tagebauen Zukunft/Inden und Fortuna/Garsdorf. Nach einem zweijährigen Auslandsaufenthalt und Tätigkeiten im indonesischen Steinkohlenbergbau kehrte Hartung 1987 als Abteilungsleiter in den Tagebau Fortuna/Garsdorf zurück. Ab 1988 beschäftigte sich Hartung in verschiedenen Positionen mit der Entwicklung des Tagebaus Garzweiler II. 1994 über nahm er als Bereichsleiter Tagebauplanung und -genehmigung die Gesamtverantwortung für die Tagebaue des rheinischen Braunkohlenreviers. 2004 wurde Hartung Mitglied des Vorstands der RWE Power AG und war zuständig für den Bereich Braunkohlenbergbau, Verstromung und Veredlung. 2010 bis 2012 übernahm Hartung den Vorsitz der Gesch.ftsführung der RWE Technology GmbH. Seit Januar 2013 ist er Vorsitzender des Vorstandes der RWE Generation SE und RWE Power AG.

Breiter Energiemix sichert Stromversorgung in Deutschland und in der EU

PRESSEMITTEILUNG 2/2014 

Köln (21.03.2014) – Die politische Krise rund um die Ukraine ist mit der Besorgnis verknüpft, dass die Erdgasversorgung Europas durch unerwartete politische Entwicklungen gefährdet werden könnte. Befürchtet wird auch, dass die essentiell wichtige Stromversorgungssicherheit dadurch beeinträchtigt wird.

Eine Analyse der Statistik der Kohlenwirtschaft hat ergeben, dass Erdgas in Deutschland und in Europa nur von relativ geringer Relevanz für die Stromversorgung ist. Sollte die Erdgasversorgung, aus welchen Gründen auch immer, eingeschränkt werden, können die vorhandenen Kapazitäten, insbesondere Kohle in Deutschland sowie Kohle und Kernenergie in der EU, die Stromversorgung gewährleisten.

In Deutschland hatte Erdgas im vergangenen Jahr einen Anteil von 10,5 % an der Bruttostromerzeugung (Anlage 1). Der überwiegende Teil der Stromversorgung erfolgte auf Basis von Braunkohle (25,6 %), Steinkohle (19,6 %), Kernenergie (15,4 %) sowie auf Grundlage erneuerbarer Energien (23,9 %).

Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die 2013 in Deutschland verfügbaren Kapa- zitäten und Erzeugungsmengen nach Energieträgern, um eine Last zu decken, die typischerweise zwischen 40 und 80 GW schwankt:

In den vergangenen Jahren ist es gelungen, den sinkenden Versorgungsbeitrag der Kernenergie durch den Ausbau der erneuerbaren Energien auszugleichen. Nach den Planungen der Bundesregierung, die der Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes zugrunde liegen, wird der heutige Versorgungsbeitrag der Kernenergie im Zeitraum bis 2023 weitgehend durch den Ausbau erneuerbarer Energien abgedeckt werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings, dass die Beiträge von Stein- und Braunkohle weiter unverzichtbar sind.

Die Analyse der Stromdaten in der Europäischen Union zeigt erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Energiemix in den einzelnen Mitgliedstaaten.

Von großer Bedeutung innerhalb der Union sind die Kernenergie (26,8 %), Kohle (27,1 %)
sowie erneuerbare Energien (20,7 %), davon Wasserkraft (11,1 %).

Erdgas mit einem Anteil an der Bruttostromerzeugung von 17,6 % ist nicht dominant im Strommarkt. Allerdings verbergen sich hinter dieser Durchschnittszahl Besonderheiten. Beispielsweise hat Erdgas an der Stromversorgung in UK und Irland einen hohen Anteil, ebenso in den Niederlanden. Diese Länder verfügen über große eigene Gasvorkommen. Im großen Umfang Erdgas verstromt wird darüber hinaus in Italien und in Spanien, die hinsichtlich ihrer Gasbezüge nicht so sehr Richtung Russland exponiert sind.

Die Börsenpreise für Strom sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Insbesondere beeinflusst durch die gesunkenen Preise für Importkohle und CO₂ sowie den Merit-Order-Effekt der erneuerbaren Energien. Legt man die im Bereich Stein- und Braunkohle in Deutschland verfügbaren Kapazitäten zugrunde und zieht den Ausbau der erneuerbaren Energien mit ins Kalkül, so besteht die begründete Erwartung, dass in den kommenden Jahren bis in den Bereich mittelhoher Nachfrage die Kohlenkraftwerke preissetzend wirken. Im Hinblick auf die steigenden Kosten für den Ausbau der EE-Kapazitäten und der Netze, ist die Kohlenstromerzeugung ein wichtiges und stabilisierendes Element.