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Die flexiblen Partner der erneuerbaren Energien: Kohlenkraftwerke

PRESSEMITTEILUNG 7/2014 

Köln (17.12.2014) – Die erneuerbaren Energien genießen in Deutschland Einspeisevorrang. Wenn der Wind nicht weht und es dunkel oder trüb ist, müssen konventionelle Kraftwerke bereitstehen; wenn der Wind aufbrist und die Sonne aufgeht, treten sie zurück.

Das Stromsystem wird dynamischer, Flexibilität und gesicherte Verfügbarkeit von Kapazitäten, die spiegelbildlich zu erneuerbaren Energien bereitstehen und die Versorgung zuverlässig gewährleisten, sind unersetzlich und haben einen Wert.

Versorgungssicherheit und Flexibilität leisten in Deutschland ganz überwiegend Kohlenkraftwerke. Das zeigt eine Auswertung der Stromerzeugungsdaten, die von Agora Energiewende ins Netz gestellt werden. Beispielhaft herangezogen dafür werden die Stromdaten August und November 2014.

Im August sind hohe Einspeisungen von Wind und insbesondere PV zu verzeichnen. Steinkohlen-, aber auch Braunkohlenkraftwerke werden mit verminderter Last und deutlich wechselnder Auslastung an Werktagen und am Wochenende betrieben. Derweil sind vor allem die Gaskraftwerke nur noch am Netz, wenn sie Strom- und Wärme gleichzeitig erzeugen. Man nennt diese Betriebsweise must-run.

Im November ergibt sich ein anderes Bild. Die Kapazitäten der Stein- und Braunkohlenkraft- werke sind in starkem Maße gefordert. Die traditionell in der Mittellast eingesetzten Steinkohlenkraftwerke sind der wesentliche Puffer, mit dem die Schwankungen der Nachfrage über den Tag und an den Wochenenden abgefangen werden.

Gaskraftwerke werden auf geringfügig höherem Niveau betrieben. Die dargestellte Einspeisecharakteristik zeigt aber, dass die Einspeisung weiter überwiegend gleichmäßig verläuft, d. h. wärmegeführt, und nur an wenigen Tagen während der Mittagszeit kleine Spitzen entstehen. Im Winter, wenn die Sonne wenig scheint, gewinnen Gaskraftwerke einen kleinen Teil ihrer Rolle zurück, die sie ursprünglich hatten, nämlich die Mittags- und Abendspitzen auszugleichen.

Im Sommer wie Winter werden die Kernkraftwerke hoch ausgelastet. Die Kernenergie mit einer Kapazität von rd. 12.000 MW soll bis 2023 vom Netz gehen und überwiegend durch Erneuerbare ersetzt werden. Die flexiblen Kohlenkraftwerke gewährleisten dann weiter Versorgungssicherheit, phasenweise entsteht auch mehr Raum für Erdgas.

Dabei sind noch drei wichtige Aspekte zu beachten, wenn man die Gas- und die Kohlenverstromung in Deutschland vergleicht:

  • Kohle ist im Vergleich zu Gas vielfach wirtschaftlicher. Ein politisch veranlasster stärkerer Einsatz von Gaskraftwerken hätte höhere Stromerzeugungskosten und tendenziell höhere Strompreise zur Folge. Ein erzwungener Wechsel von Kohle zu Gas wäre unwirtschaftlich und gefährdet den Industriestandort.
  • Deutschlands Energieversorgungssicherheit basiert auf einem breiten Mix der Energieträger und Lieferländer. Heute wird vor allem Gas aufgrund des russisch-ukrainischen Konflikts kritischer diskutiert als früher, wohingegen insbesondere Braunkohle im Inland verfügbar ist.
  • Dem Klimaschutz würde ein Abschaltzwang für Kohlenkraftwerke nichts bringen. Denn wenn in Kraftwerken in Deutschland weniger Kohlendioxid ausgestoßen würde, könnten Industrieunternehmen oder ausländische Stromerzeuger ihre Emissionen erhöhen, weil das im europäischen Emissionshandel festgelegte CO₂-Budget unverändert bleibt. Geringere CO₂-Emissionen in Deutschland aus Kohlenkraftwerken würden zu mehr Emissionen, beispielsweise in Italien, Spanien oder Polen, führen.
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