Rekultivierung

Aufgaben und Ziele

Aufgaben und Ziele

Landschaft entsteht und wandelt sich durch menschliches Handeln und das Wirken der Naturkräfte. Vor allem die Ressourcennutzung verändert eine Landschaft nachhaltig.

In Deutschland ist die Landschaft durch Jahrtausende menschlicher Nutzung geprägt. Der Abbau von Braunkohle im Tagebau verändert in den Revieren hochgradig die jeweilige Kulturlandschaft. Mithilfe der Rekultivierung wird versucht, die durch den Abbau der Braunkohle entstandenen Eingriffe an Natur und im Landschaftsbild auszugleichen. 

Dies gilt als erreicht, wenn nach der Beendigung der Braunkohleförderung keine erheblichen oder nachträglichen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes zurückbleiben und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wieder hergestellt oder neu gestaltet ist. Die Wiedernutzbarmachung hat daher nicht Ursprüngliches möglichst gleichartig wiederherzustellen, sondern den heutigen und zukünftigen Generationen sowie Pflanzen, Tieren und ihren Lebensgemeinschaften nachhaltige Lebens- und Entwicklungsmöglichkeiten zu bereiten.

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Vielfältige Nachnutzung

In der Rekultivierung wird eine möglichst vielfältige Nachnutzung der Bergbaufolgelandschaft angestrebt. Neben Wald- und Ackerflächen entstehen auch Feuchtgebiete, Parkanlagen, Obstplantagen und Seenlandschaften. Forschungen haben gezeigt, dass auf einigen Rekultivierungsflächen die Artenvielfalt höher ist als vor dem Tagebau und Pflanzen und Tiere, die in Deutschland auf der Roten Liste stehen, sich dort angesiedelt haben. Bekannte Rekultivierungsflächen sind das Leipziger Neuseenland, das Lausitzer Seenland und die Sophienhöhe/Indeland im Rheinland.

Rechtliche Grundlagen

Bundesberggesetz

Das Bundesberggesetz gibt vor, dass die gesamte Wiedernutzbarmachung – als Summe der technischen und biologischen Rekultivierung – vom Bergbautreibenden während und nach der Aufsuchung, Gewinnung und Aufbereitung von bergfreien und grundeigenen Bodenschätzen zu gewährleisten ist.

Die rechtliche Grundlage für die Rekultivierung bilden neben dem Bundesberggesetz und seinen zugehörigen Verordnungen die durch die Länder veranlassten jeweiligen Sanierungsplanungen. Vorangestellt ist eine Phase umfassender Ermittlung, Bewertung und Planung. Kommunen und ihre Bürger, Landkreise, Behörden, Verbände sowie das Bergbauunternehmen als Eigentümer entwickeln diese Pläne gemeinsam. In ihnen werden die Ziele der jeweiligen Bergbaufolgelandschaften, die wesentlichen Arbeiten und die Anteile an Landwirtschaftsflächen, Wald, Wasser- und Naturschutzflächen oder auch Tourismusentwicklungsgebiete festgelegt.

Boden als Lebensraum

Boden als Lebensraum

Die Gewinnung der Braunkohle im Tagebau mit Großgeräten zerstört die gewachsenen Böden.

Die früher praktizierte Technologie der Verkippung der Böden, überwiegend ohne gesonderte Gewinnung und Lagerung des Oberbodens, führte zu einer Mischung der verschiedenen geologischen Schichten. Substrate, die über Jahrmillionen tief im Untergrund lagerten, gelangten an die Oberfläche. Die Eigenschaften der Substrate bestimmen jedoch die Richtung und Geschwindigkeit der Bodenentwicklung sowie das Ertragspotenzial der Kippböden.

Vorrangiges Rekultivierungsziel ist die nachhaltige Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit und der Funktionen des Bodens als Lebensraum und Produktionsstandort. Es ist ein langer Weg vom Kippsubstrat bis zum alle seine Funktionen erfüllenden Boden. Die Rekultivierung macht die ersten Schritte hierbei und bestimmt die Richtung. Angepasste Bewirtschaftung und eine ungestörte Bodenentwicklung müssen folgen. Dann entstehen auch aus schwierigen Ausgangssubstraten gute Böden.

Landwirtschaft

Landwirtschaft

Mit der Flächeninanspruchnahme durch den Bergbau wird der Landwirtschaft in beträchtlichem Maße die Produktionsgrundlage entzogen. Eine Wiederherstellung entsprechender Flächen ist daher Teil des Bergbauprozesses.

Für die Nutzung als konkurrenzfähiger, landwirtschaftlicher Produktionsstandort erfolgt eine Melioration des Bodens mit Hilfsstoffen wie Kalk und Dünger. Pionierpflanzen wie Luzerne oder Senf durchwurzeln den Boden tiefgründig und reichern ihn mit Stickstoff an. Ziel ist es, den Boden biologisch zu aktivieren. Später werden Getreide und andere Feldfrüchte auf möglichst bodenschonende Weise angebaut und geerntet.

Die Anreicherung von Humus, der Aufbau von Struktur im Boden, das Entwickeln von Bodenleben und der notwendigen Nährstoffkreisläufe sind viele Jahre dauernde Prozesse. Gut rekultivierte Landwirtschaftsflächen sind denen der umgebenen Landschaft mindestens gleichwertig. Ihr volles Ertragspotenzial erreichen sie aber erst nach zwei bis drei Jahrzehnten.

Forstwirtschaft

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Der forstlichen Rekultivierung kommt für die nachbergbauliche Landschaftsentwicklung eine Schlüsselstellung zu – vor allem durch ihre ökologische Ausgleichsfunktion und ihren Ein­fluss auf die Grundwasserqualität.

Ziel der forstwirtschaftlichen Rekultivierung ist eine vielfältig nutzbare und naturnahe Waldlandschaft mit hohem wirtschaftlichen Wert, hohem Erholungswert und hohem Wert für den Naturschutz. Angestrebt wird dabei, einen möglichst stabilen Mischwald mit hoher Artendichte anzulegen. Somit leisten die entstehenden Wälder auf ehemaligen Tagebaukippen ei­nen wesentlichen Beitrag zur Revitalisierung des stark gestörten Natur- und Kulturraums.

Natur und Artenschutz

Natur und Artenschutz

Moderne Konzepte des großflä­chigen Naturschutzes werden in die traditionellen Landschaftsnutzungen der Land- und Forstwirtschaft integriert. Durch die Flu­tung der Tagebau-Restlöcher entstehen außerdem neue Seen mit vielfältigsten Möglichkeiten der Nachnutzung und neue Le­bensräume, die vor dem Bergbau nicht vorhan­den waren.

Auf nicht rekultivierten Tagebauflächen, den sogenannten Sukzessionsflächen, kommt eine Vielzahl heimischer Pflanzen- und Tierarten vor, darunter auch viele gefährdete Arten der Roten Listen.
Von den Bergbauunternehmen werden Flächenvorschläge für naturschutzfachlich wertvolle Bereiche als „Kerngebiete für den Naturschutz“ in Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörden, Verbänden und wissenschaftlichen Institutionen erarbeitet. Eine wichtige Rolle bei der Auswahl spielten noch nicht oder unvollständig sanierte ehemalige Tagebauflächen. Durch Verkauf und Übertragung dieser Flächen an naturschutzfachliche Einrichtungen können die natürlichen Potenziale der Bergbaufolgelandschaft langfristig gesichert werden.

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